Die Mastrilser Auen - letzte naturnahe Auenlandschaft
Am Alpenrhein hat es nur noch eine einzige naturnahe Auenlandschaft – die Mastrilser Auen. Trotzdem: Im eidgenössischen Aueninventar sucht man die Mastrilser Auen vergeblich. WWF Graubünden und St. Gallen fordern zusammen mit anderen Umweltorganisationen, dass die Mastrilser Auen ungeschmälert geschützt werden.
Der einst grösste Wildbach Europas ist heute gezähmt. Nur noch in den Mastrilser Auen, zwischen Untervaz und Landquart im Kanton Graubünden, kann der Alpenrhein seine schöpferische Kraft ausleben. Hier schlängelt sich das Wasser durchs breite Flussbett, umarmt Sandinseln und schichtet an den Ufern neue Kiesbänke auf.
Bei Hochwasser werden Kiesflächen und Auenwälder überflutet. Neue Flussarme entstehen. Zurück bleiben Altwasserläufe und Tümpel – Laichplätze für Frösche, Kröten und Molche. Auf den kiesigen Schwemmflächen wachsen Pionierpflanzen wie der Kleine Rohrkolben oder die Deutsche Tamariske. Mit etwas Glück entdeckt man auf dem kiesigen Untergrund sogar einen gut getarnten Flussregenpfeifer. Die Art brütet in den Mastrilser Auen.
Auch seltene Fische wie der Bartgrundel oder der stark bedrohte Strömer fühlen sich hier wohl. Im ansonsten hart verbauten Alpenrhein hingegen finden sie immer weniger geeignete Lebensräume. 16 von 17 vorhandenen Fischarten sind zumindest potentiell gefährdet.
Trotzdem: Im eidgenössischen Aueninventar sucht man die Mastrilser Auen vergeblich. Wegen der noch hängigen Kraftwerkprojekte hatte der Bund 1993 ihre Aufnahme im «gegenseitigen Einvernehmen» mit der Bündner Regierung zurückgestellt. Auch bei der laufenden Überarbeitung des Aueninventars interveniert der Kanton Graubünden zugunsten der Wasserkraftnutzung. Statt die letzte naturnahe Auenlandschaft ungeschmälert zu schützen, wie dies WWF Graubünden und WWF St.Gallen zusammen mit anderen Umweltorganisationen fordern.