Revitalisierter Rheintaler Binnenkanal

Aus einem schnurgeraden und monotonen Kanal ist während knapp eineinhalb Jahren ein strukturreiches Gewässer geworden. Es bietet nun Lebensraum für Vögel, Reptilien, Insekten, Fische und andere Wassertiere. Zudem wird das Gebiet jetzt auch rege von der Bevölkerung als Naherholungsgebiet genutzt.

Der Rheintaler Binnenkanal wurde in den Jahren 1894 bis 1904 erstellt. Er dient der Entwässerung des Sumpflandes im Rheintal. Der Kanal beginnt in der Gemeinde Sennwald und führt rund 23 Kilometer durch die Gemeinden Sennwald, Rüthi, Oberriet, Widnau und Au, ehe er in St. Margrethen in den Alten Rhein übergeht. Dabei nimmt er diverse Seitenbäche und Drainageleitungen auf und entwässert so das gesamte Gebiet zwischen Rhein und Alpstein.

 

Hochwasser bringt die Wende

Hochwasserereignisse in den achtziger Jahren, vor allem aber jene in den Jahren 1999 und 2000 haben aufgezeigt, dass der Rheintaler Binnenkanal in Rüthi nicht mehr in der Lage war, das anfallende Wasser schadlos abzuleiten. Durch Überflutungen in Mitleidenschaft gezogen wurde vor allem das Industriegebiet im Bereich des Bahnhofs.

Umfangreiche Studien und Variantenvergleiche zeigten auf, dass ein verbesserter Hochwasserschutz nur durch eine Senkung des Wasserspiegels und nicht durch eine Erhöhung der seitlichen Dämme möglich ist. Diese Senkung des Wasserspiegels soll durch eine Verbreiterung des Gerinnes erreicht werden.

Beim Ausbau des Binnenkanals wurde der Wasserspiegel durch eine Gerinneaufweitung von 50 Metern zwischen den Stöcken und der Brücke Büchelstrasse auch im kritischen Bereich Feffetstrasse so weit abgesenkt, dass ein hundertjährliches Hochwasser selbst dann schadlos abgeleitet werden kann, wenn sich das Gelände in den nächsten Jahren und Jahrzehnten aufgrund von Setzungen weiter absenkt. 

Die gesamte Länge des Ausbaus beträgt 2.1 km, was beinahe einem Zehntel der gesamten Länge des Rheintaler Binnenkanals entspricht. Es wurden rund 150'000 Kubikmeter Erde ausgehoben. Die Gesamtkosten für das Projekt beliefen sich auf 3.6 Mio. Franken. Mit dem Projekt «Rheintaler Binnenkanal - Hochwasserschutz und Ökologie im Einklang» werden verschiedene Ziele erreicht: 

Mehr Natur - mehr Naherholung

Durch die Verbreiterung des Gerinnes und die flacheren Böschungen wurde nicht nur die Abflusskapazität erhöht, sondern der Binnenkanal hat auch mehr Raum erhalten. Dies bot die Möglichkeit, aus dem monotonen Kanal ein strukturiertes Fliessgewässer zu machen, welches heute Lebensraum für diverse Tier- und Pflanzenarten bietet. Durch die mäandrierende Niederwasserrinne und verschiedene Hindernisse im Hauptgerinne wurde die monotone Strömung aufgebrochen. Unter der Wasseroberfläche wechseln sich Stromschnellen, langsam fliessende Bereiche und Wirbel ab. Ruhige Hinterwasserzonen und bei Niedrigwasser vom Hauptgerinne abgetrennte Teiche, die nur bei Hochwasser überspült werden, bieten Lebensräume für Insekten, Reptilien, Fische und andere Wassertiere. Die alten Bäume wurden, soweit dies möglich war, erhalten. Einzelne Kiesflächen wurden neu geschaffen. Sie bieten Lebensräume für seltene Vogelarten wie beispielsweise den Flussregenpfeifer. 

Die Verbreiterung des Gerinnes und die Neugestaltung des Gewässers schaffte nicht nur Platz für die Natur, sondern auch für den Menschen. Der Rheintaler Binnenkanal wird durch den Ausbau zu einem wertvollen Naherholungsgebiet.