Flussaufweitung bei Felsberg

Der seit mehr als 100 Jahren durch Uferverbauungen kanalisierte Rhein im Churer Rheintal befindet sich in ständiger Erosion. In dieser Zeit hat er sich 3-5 m in die Sohle eingetieft, so dass die Rheinwuhre und Brückenfundationen stark gefährdet waren.

 

Marcus Jenal

 

An Stelle einer konventionellen Ufer- und Sohlensicherung durch Blockrampe und Wuhrunterfangungen wurde nach einer Lösung gesucht, die eine ökologische Aufwertung dieses wichtigen Naherholungsgebietes der Stadt ermöglichen sollte. Als Pilotversuch für künftige solche Lösungen am Rhein wurde eine Aufweitung des Flusslaufes auf 500 m Länge ausgeführt. Der inselförmige Raum zwischen altem Wuhr und neuen Leitwerken wurde zur Kiesbeschickung im Flusslauf belassen und wird durch Hochwassererosion sukzessive abgetragen.

 

Bessere Erfolgskontrolle wünschenswert
Die ökologische Erfolgskontrolle der Aufweitung war eher spärlich. Bei den Fischen konnten in den flacheren Bereichen der Aufweitung viele Jungfische der Bachforelle nachgewiesen werden, was ein Indiz dafür ist, dass sich die Aufweitung als Jungfischhabitat eignet. Von diesen Habitaten gibt es im stark korrigierten Alpenrhein sehr wenige. Auf der ornithologischen Seite wurde 1998 der Flussuferläufer erstmals auf den Kiesbänken der Aufweitung nachgewiesen. Seither sind Beobachtungen dieser Limokolenart regelmässig und Brutgeschäfte sind wahrscheinlich. Damit der Vogel die Brutzeit, die bis im Juli geht, unbeschadet übersteht, hat der Vogelschutz Chur in Zusammenarbeit mit dem kantonalen Amt für Jagd und Fischerei und der Forst- und Alpverwaltung der Stadt Chur im 2005 Informationstafeln aufgestellt. Freizeitaktivitäten und freilaufende Hunde bedeuten für den Flussuferläufer eine grosse Gefahr. Die Tafeln sollen zur Rücksichtnahme aufrufen.

 

Schwierigkeit Erfolgskontrolle

Eine Erfolgskontrolle für eine Renaturierung in einem Gebiet wie dem betroffenen ist besonders schwierig, da man das Gebiet schon vor den Bauarbeiten untersuchen müsste, um die Veränderung der Artenzahlen bzw. die Populationsgrössen bestimmen zu können.
 


Weitere Informationen
Marcel Michel, Amt für Jagd und Fischerei Graubünden sowie Tiefbauamt Graubünden [11.02.2004]