Liechtensteiner Binnenkanal: Aus dem Korsett befreit
In Liechtenstein fasste man von 1931-1943 alle 12 Zuflüsse zum Alpenrhein in einem Binnenkanal zusammen und leitete ihn bei Ruggell in den Rhein. Anfang der 1990er Jahre wurde der Kanal renaturiert und dient jetzt als Brutgebiet u.a. für den Eisvogel.
Der Höhenunterschied zwischen Binnenkanal und Alpenrhein betrug nach dem intensiven Kiesabbau in den 1950er Jahren mehr als vier Meter, was ein Aufstieg von Fischen in den Kanal zu Laichzwecken fast vollständig verhinderte. Auch die 1981 errichtete Fischtreppe änderte wenig an dem Zustand, da sie nur von schwimmstarken Fischen benutzt werden konnte. Deshalb wurden Revitalisierungsmassnahmen auf einer Länge von 500 Metern beschlossen. Die Höhendifferenz wurde durch kleine Sohlrampen auf eine grössere Strecke verteilt. Neu fliesst das Wasser in zwei Armen, strömt in Windungen und sprudelt über Kiesbänke. Steile Uferanrisse und verkeiltes Totholz säumen das Ufer.
Grosse Erfolge bei den Tierarten
Schon ein Jahr nach dem Umbau wurden elf Fischarten gezählt. Seither finden auch Eisvogel, Flussregenpfeife, Wasseramsel und Gebirgsstelze wieder Nahrung und Brutplätze.
Vor der Revitalisierung der Kanalmündung wurde Anfang der 1990er Jahre eine begradigte Strecke im Gebiet von Ruggell renaturiert und der bestehende Auenwald wieder ins Gewässersystem integriert.
Beliebtes Erholungsgebiet
Das Gebiet wird heute vor allem während der warmen Jahresezeit intensiv als Erholungsraum genutzt. Bis jetzt sind nur geringe Massnahmen getroffen worden, um die negativen Auswirkungen dieser Nutzung zu mindern (siehe Kasten). Der Rheindamm ist ab Ruggell für Autos gesperrt. Andere Sperrungen wurden bisher bewusst nicht vorgenommen. Im revitalisierten Abschnitt werden jedoch absichtlich nur ganz wenige Pflegemassnahmen getroffen. Man hofft, dass eingewachsene Teile nicht mehr begangen werden. Als störend zeigt sich das Begehen des unteren Dammweges vor allem mit freilaufenden Hunden. Aber auch dieser Weg wird nicht unterhalten. Es wird in Betracht gezogen, den Weg ebenfalls zu sperren.
Das Gebiet wird nicht befischt. Auf die Nutzung für Kanu- bzw. Bootssport wird nach Absprache mit den entsprechenden Vereinen verzichtet.
Nutzungskonflikte Natur - Erholungsraum
Durch die Revitalisierung der Binnenkanalmündung gewann das Gebiet an Bedeutung als Erholungsgebiet. Heute steht es unter einem erhöhten Nutzungsdruck, welcher nicht unproblematisch ist für die Flora und Fauna im Gebiet. Vor allem Vögel reagieren sehr empfindlich auf zu grosse Störungen.