Lebendige Landquart
Die Landquart ist ein wichtiger Zufluss des Alpenrheins. Mit verschiedenen Revitalisierungsmassnahmen soll sie wieder lebendiger gestaltet werden. Einmal mehr wird damit unter Beweis gestellt, dass mehr Hochwasserschutz und Ökologie einander nicht ausschliessen.
Das Revitalisierungsprojekt an der Landquart umfasst insgesamt 13 Revitalisierungsmassnahmen von Schiers bis zur Einmündung in den Rhein: fünf grössere Flussraumaufweitungen, die Reaktivierung einer Aue, eine Fischtreppe an der Klus und mehrere Sanierungen von Sohlenschwellen, wobei diese fischdurchgängig gestaltet werden sollen. Kostenpunkt: 10 Millionen Franken. Damit wird ein wichtiger Zufluss des Alpenrheins seine ökologische Funktion zumindest teilweise wieder wahrnehmen können. Die Seeforelle wird schon bald wieder die Laichgebiete in der Landquart zurückerobern können.
Vielversprechende Revitalisierung
Nach dem jahrzehntelangen lieblosen Umgang mit dieser Flusslandschaft, ist dies eine vielversprechende Zukunftsperspektive. Von 1912 bis 1918 wurde ein Zweckgerinne zum schnellen Abtransport von Hochwässern und Geschiebe an der Landquart erstellt. Die Regulierung der Landquart und der Seitengewässer, der Bau unzähliger Sohlschwellen und schliesslich die Auswirkungen der Wasserkraftnutzung haben aus der Landquart einen strukturarmen, leblosen Fluss gemacht, der ökologisch völlig verarmt ist. Zwischen Schiers und Landquart ist die kanalisierte Landquart mit 23 Sohlenschwellen von bis zu 2,8 Metern Höhe und der Klussperre von gar 7,4 Metern Höhe stark beeinträchtigt, ohne Ufer- und Auenflächen, ohne Vernetzung zwischen Wasser und Ufer und für die Fische und andere Wasserlebewesen wegen der vielen Sohlschwellen unpassierbar.
Die schnell abfliessende Landquart hat sich zudem in den letzten Jahrzehnten immer mehr eingetieft, bis zu drei Meter. In den nächsten 20 Jahren wird nochmals mit einer Eintiefung von einem Meter gerechnet. Diese Entwicklung hat verherende Folgen für die Ökologie aber auch für den Hochwasserschutz: Mit der Flusssohle senkt sich auch der Grundwasserspiegel. Die Seitengewässer werden durch hohe Absürtze vom Hauptgerinne abgehängt und für Fische unpassierbar. Die Wuhrbauten werden unterspült und können damit die Hochwassersicherheit nicht gewährleisten.
Diese enormen wasserbaulichen Probleme, der grosse Sanierungsbedarf an den Wuhrbauten und Sohlrampen und der hohe Unterhaltsaufwand zwingen die Behörden zu neuen Überlegungen. Die Landquart soll vor allem mehr Raum bekommen. Damit kann das Wasser abgebremst werden und die Sohleneintiefung verhindert werden. Die Landquart wird damit ihre natürliche Dynamik ein Stück weit wieder zurückbekommen, Lebensräume für Tiere und Pflanzen schaffen und zu einem attraktiven Naherholungsgebiet für die Menschen werden. Das 10 Millionen-Projekt kommt den Gemeinden insgesamt günstiger zu stehen, als reine Sanierungsmassnahmen.
Schwall-Sunk-Problem bleibt
Einziger Wehrmutstropfen: die unnatürlichen Schwankungen des Wasserspiegels, die durch die Speicherkraftwerke verursacht werden, bleiben bestehen. Bei der Neukonzessionierung der Rätia Energie Kraftwerke REK im Jahr 2005 hat es der Kanton Graubünden verpasst, das Schwall-Sunk-Problem an der Landquart zu entschärfen. Die Forderung der Umweltorganisationen WWF und Pro Natura nach einem höchst zulässigen Sunk-Schwall-Verhältnis wurde von der Regierung abgelehnt. Die Umweltorganisationen konnten hingegen deutlich mehr Restwasser für die Landquart erreichen.