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Nasen im Tank
Die Nase ist heute eine besonders seltene Fischart, war bis vor wenigen Jahrzehnten aber noch sehr weit verbreitet. Besonders Unterbrechungen der Durchgängigkeit sowie Wasserkraftnutzungen machen der Nase sehr zu schaffen. Im Alpenrheinsystem ist die Nase praktisch am Aussterben. Auf einem Restvorkommen in der Dornbirnerach liegen die Hoffnungen der Artenschützer. Der Fachbereich Fischerei der Vorarlberger Landesregierung und der Fischereiverein Dornbirn investieren grosse Mühen, damit die seltene Fischart wieder häufiger wird
Die Nase ist ein Wanderfisch. Sie schwimmt irgendwann zwischen Ende März und Mitte April stromaufwärts, um ihre stark klebrigen Eier auf den kiesigen Untergrund seicht überströmter Stellen (Furten) abzulegen. Dann sind die Tiere nur während etwa zwei bis drei Tagen laichreif. Die Laichwanderung und der Laicherfolg sind letztlich abhängig von den Temperaturverhältnissen und Abflussbedingungen während dieser wenigen Tage. Wer laichreife Nasen erwischen will, braucht deshalb viel Geduld und eine gute Portion Glück.
Die Mitarbeiter des Landesfischereizentrums Vorarlberg haben in Zusammenarbeit mit dem Fischereiverein Dornbirn dem Glück auf die Sprünge geholfen. Erstmals fingen sie im 2010 wenige laichreife Tiere in der Dornbirnerach. Seither waren jedes zweite Jahr die Bemühungen und unzähligen Begehungen vor Ort umsonst. 2014 aber sei ein tolles Nasenjahr, freut sich der Fischereisachverständige des Landes Vorarlberg Nikolaus Schotzko. Die Eier und Spermien von neun Weibchen (Rognern) und etwa achtzig Männchen (Milchner) konnten für die Aufzucht im Fischereizentrum Hard gewonnen werden. Dort schwimmen aktuell rund 100‘000 bis 120‘000 Näschen im Rundtank gegen den Strom, um sich bereits an die Strömung zu gewöhnen. Ende Sommer werden dann geeignete und historisch belegte Nasengewässer mit den dann schon recht robusten Sömmerlingen besetzt. Natürlich könnte man die Nasen einfach in der Dornbirnerach ablaichen lassen und auf eine gute Bestandsentwicklungen hoffen, meint Schotzko. Die Überlebensraten in der Natur wären bei dieser leider nur mehr sehr seltenen und höchst gefährdeten Art dann jedoch sehr gering. Viel besser sind die Überlebensraten unter kontrollierten Bedingungen in der Brutanlage des Fischereizentrums. Vor allem kann dank Aufzucht die Wiederansiedlung von Nasen in heute entleerten Gewässerabschnitten erfolgen. Aktiver Besatz mit Nasen erfolgt auch durch die Fischereibehörden St.Gallen und des Fürstentums Liechtenstein. Diese Anstrengungen sind unabdingbar, um die gemäss Berner Übereinkommen europaweit geschützte Art zu erhalten. Potential zum Laichfischfang und zur Wiederansiedlung des raren Weidegängers (der Algenbewuchs auf Steinen wird mit den hornigen Lippen abgeraspelt) wäre aber auch in den Gewässern Baden Württembergs vorhanden.
Für den Biologen Nikolaus Schotzko ist klar: „Wir wollen die Nasenförderung in den kommenden Jahren mit Nachdruck betreiben, um einen Beitrag zur Erhaltung dieser im ökologischen Gefüge so wichtigen Fischart zu leisten, die früher in unseren Flüssen in Massen vorgekommen ist. Es braucht aber zwingend interessierte Menschen am Wasser, welche aufsteigende Nasen unverzüglich an die Fischereibehörde melden. Diese zeitintensive Radarfunktion kann die Landesverwaltung mit ihren beschränkten Ressourcen nicht bewältigen. Und selbstverständlich sind umfangreiche Lebensraumverbesserungen nötig, damit sich die Art in der Zukunft wieder selbst erhalten kann.“