Die fünf Umweltorganisationen aus drei Ländern – Naturschutzbund Vorarlberg, WWF Graubünden, WWF St. Gallen, Pro Natura St. Gallen-Appenzell und die Liechtensteinische Gesellschaft für Umweltschutz – setzen sich in diesem Diskussionsprozess mit vereinten Kräften aktiv für die ökologischen Anliegen ein. Zusätzlich zur Teilnahme an der Plattformtagung in Mäder organisierten die Umweltorganisationen eine Exkursion mit dem Kernteam des Entwicklungskonzeptes, um die Maßnahmen vor Ort zu diskutieren. Die Umweltorganisationen begrüßen einen Großteil der vorgeschlagenen Maßnahmen sehr, einige Lösungsvorschläge sind jedoch in dieser Form nicht akzeptabel.
Sicherung der Mastrilser Auen
Die erste Station der gemeinsamen Exkursion führte an die Mastrilser Auen. Der Maßnahmenplan sieht die Sicherung dieser letzten, dynamischen Aue am Alpenrhein vor – eine alte Forderung der Umweltorganisationen kann somit wahr werden.
Mehr Raum für den Alpenrhein
Dies ist die wichtigste Voraussetzung, um die meisten Probleme der Hochwassersicherheit und der ökologischen Funktionsfähigkeit am Alpenrhein zu lösen. Zentraler Teil des Maßnahmenplans sind deshalb 18 Aufweitungen des Flussraums. Zwischen Diepoldsau und dem Bodensee wird damit langfristig die Hochwassersicherheit erhöht («Breitwasser statt Hochwasser»). Durch das geringere Geschiebetransportvermögen in einem breiteren Flussbett können insbesondere oberhalb von Buchs der Eintiefung der Sohle entgegengewirkt und der Grundwasserspiegel positiv beeinflusst werden. Wird der Flussraum stark aufgeweitet – etwa im Bereich der Verhältnisse der Mastrilser Auen – entstehen ein strukturreicher Hauptfluss, Nebengewässer, Auwälder, Überflutungs- und Feuchtflächen.
Da die Reaktionen des Rheins schwer vorhersehbar sind, soll zuerst in einer Pilotstrecke zwischen Lustenau und Fußach eine Aufweitung innerhalb der äußeren Dämme erprobt werden.
Beseitigung von Wanderhindernissen
Zehn Maßnahmen im Alpenrhein und im Mündungsbereich von Zuflüssen sollen die Passierbarkeit für Fische und andere Wasserlebewesen erhöhen. Am Beispiel des Liechtensteiner Binnenkanals konnten sich die Exkursionsteilnehmer vor Ort überzeugen, wie positiv sich die Anbindung des Zuflusses und die Revitalisierung des Mündungsbereichs auf die Ökologie, aber auch die Attraktivität als Naherholungsgebiet ausgewirkt haben.
Reduktion des Schwalls
Die starken Wasserstandsschwankungen durch den Kraftwerksbetrieb müssen reduziert werden, damit der Alpenrhein wieder ökologisch funktionsfähig wird. Im Entwicklungskonzept werden als Lösungsmöglichkeiten Maßnahmen direkt an den Kraftwerken (Betriebsanpassung, Ausgleichsbecken), ein Ausleitkraftwerk und drei Laufkraftwerke angeführt. Die Umweltorganisationen sprechen sich entschieden gegen die Laufkraftwerke aus, da die ökologischen Verbesserungen durch die Schwallreduktion die massiven Verschlechterungen nicht aufwiegen können. Der Stauraum würde als Lebensraum für Wasserlebewesen praktisch ausfallen und die Passierbarkeit, insbesondere flussab wäre stark vermindert. Nach der IRKA-Studie «Schwallreduktion und Hochwasserspitzenminderung im Alpenrhein» führen betriebliche Maßnahmen zu erheblichen Ertragsausfällen bei den betroffenen Kraftwerken, während der Bau von Regulierungsbecken eine kostengünstigere Alternative wäre. Die Möglichkeiten von Standorten und Ausführung der Becken müssten in einer eigenen Studie erst genau analysiert werden. Eine solche Studie fordern die Umweltorganisationen, damit für alle möglichen Maßnahmen zur Schwallreduktion Kosten und Nutzen, Vor- und Nachteile bekannt sind. Eine Grundvoraussetzung, um Entscheidungen zu treffen. Anzumerken ist in diesem Zusammenhang auch, dass die Laufkraftwerke bei der vorgesehenen ökologisch orientierten Betriebsweise wirtschaftlich nicht rentabel sind und auf finanzielle Zuschüsse der öffentlichen Hand angewiesen wären.
Notentlastungsflächen und -korridore
Die Ausweitungen werden die Hochwassersicherheit erhöhen, doch sind sie nur langfristig zu realisieren. Deshalb sind für den Notfall Entlastungsflächen und Korridore vorgesehen, über die das Wasser in weniger empfindliche Gebiete abgeleitet werden kann. Die Bebauung dieser landwirtschaftlich genutzten Freiflächen ist zu verhindern.
Sofortige Sicherung von freien Flächen
Wenn die Umsetzung der vorgeschlagenen Maßnahmen auch Jahrzehnte dauern wird, so muss die Raumplanung die noch erhaltenen unbebauten Flächen am Alpenrhein so schnell wie möglich sichern. Die in den letzten Jahren in Vorarlberg immer häufiger genehmigten Ausnahmen von der Landesgrünzone sind in diesem Zusammenhang kontraproduktiv. So wird beispielsweise in der Grünzone rechtsseitig des Neuen Rheins fleißig im eigentlich als Freifläche zu erhaltenden Notentlastungskorridor gebaut.
Neuigkeiten
< Anerkennungs- preis für Projekt "lebendiger Rhein"
12.10.04 19:20 Alter: 20 yrs
Von: Bianca Burtscher
Von: Bianca Burtscher
Vision eines lebendigen Alpenrheins wird konkret
Das Entwicklungskonzept Alpenrhein der IRKA und der IRR hat die entscheidende Phase erreicht: Ein Maßnahmenplan liegt vor, der nun in den beteiligten Ländern und Staaten diskutiert wird.
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