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Alpenrhein: Jetzt ein Zeichen setzen
Ökologisch verarmt und in Sachen Hochwasser gefährlich: Der Alpenrhein muss saniert werden, ab 2017 fahren die Baumaschinen auf. Zwei Varianten stehen zur Diskussion, doch nur eine davon garantiert einen lebendigen Fluss mit dynamischen Auenwäldern sowie Tier- und Pflanzenarten in hoher Vielfalt. Die Umweltverbände machen sich für diese Variante stark, weil sie den Gesetzesvorgaben und dem Willen der Bevölkerung entspricht, und gar den robusteren Hochwasserschutz bietet.
Jetzt werden die Weichen gestellt für den Alpenrhein. Denn heute besteht die Chance, den grössten Alpenfluss der Schweiz aus seinem engen Korsett zu befreien und wieder zu einem lebendigen Gewässer umzugestalten, das seine Funktion als Lebensader der Region wieder wahrnehmen kann. Im Rahmen des Projektes „RHESI – Rhein Erholung Sicherheit“ werden aktuell zwei Kombivarianten diskutiert, zu welchen die Akteure um Stellungahme gebeten wurden. Zur Diskussion stehen zwei Varianten; die grosszügigere K1 und die knauserige K2. Im Juni 2013 wird die Internationale Rheinregulierung die Wahl der Bestvariante verkünden. Für diese würde dann ein detailliertes Umsetzungsprojekt erarbeitet. Bis dahin werden Weiterentwicklungen, Abklärungen und so manche Sitzung stattfinden.
Natürlicher Zustand als Messlatte
Der Rhein floss bis Anfang des 19. Jahrhunderts als verzweigter Fluss durch das Rheintal. Das Flussbett erreichte beachtliche Breiten: so z.B. über 1200 m bei Triesen und über 700 m bei der heutigen Frutzmündung. Deshalb konnten sich im Flussbett Weich- und Hartholzauen, Bauminseln, Schwemmholzablagerungen sowie eine grosse Vielfalt an Kleingewässern entwickeln. Diese Lebensraumvielfalt im ausladenden Schotterbett ermöglichte eine immense Vielfalt an Tier- und Pflanzenarten. An diesem Zustand muss sich die künftige Bestvariante messen. Denn gemäss Schweizer Recht gilt die verbindliche Zielsetzung, dass bei Korrekturen bereits verbauter Gewässer der natürliche Verlauf des Gewässers wiederherzustellen ist. Das Gewässer und der Gewässerraum müssen so gestaltet werden, dass sie einer vielfältigen Tier- und Pflanzenwelt als Lebensraum dienen können. Eine glasklare gesetzliche Vorgabe auf der Schweizer Seite, welche im EU-Recht mit den Wasserrahmenrichtlinien ein Pendant findet.
Grosszügigere versus Knauserigere
„Die Grosszügigere“ umfasst im Wesentlichen beidseitige Aufweitungen des Mittelwassergerinnes sowie vier Abrückungen der Uferdämme nach aussen. Damit werden Flussbettbreiten über 300 m möglich, was die Entstehung ursprünglicher Auenvegetation und vielfältiger Gewässerlebensräume im Flussbett ermöglichen würde. „Die Knauserige“ sieht meist einseitige Aufweitungen der Mittelwuhre bis maximal 170 m vor. Daher kann die gewünschte Lebensraum- und Artenvielfalt nicht entstehen. Die gesetzlichen Vorgaben werden nicht erreicht. „Die Knauserige“ birgt auch in Sachen Hochwasserschutz höhere Risiken für die ganze Region, da im engeren Querschnitt Extremhochwasser über 5800 m3/s nicht mehr kontrolliert innerhalb der Dämme abgeleitet werden können.
Das Planungsteam hat mit K1 eine nachhaltige und gangbare Lösung vorgelegt. Die Umweltverbände sind einhellig der Ansicht, dass nur diese Variante den gesetzlichen Vorgaben entspricht. Jetzt braucht es auch von Seiten der Verantwortlichen Gremien ein klares Zeichen. Der Alpenrhein hat es verdient.
RHESI ist ein Jahrhundertprojekt – wer Weichen für eine nachhaltige Zukunft stellen will, wählt deshalb klar K1.
- Stellungnahme WWF Schweiz
- Stellungnahme Naturschutzbund
- Stellungnahme WWF St. Gallen
- Stellungnahme ProNatura St. Gallen-Appenzell
- Stellungnahme LGU